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RTF Silschede: Hitze, Chaos & K.O.

Diese Tour musste ich erst verdauen, ergo etwas verspätet dieser Bericht.

Samstag, 19. Juli 2014: Im Vorfeld wird schon vom heißesten Wochenende des Jahres gesprochen. Bernie, Doc und ich lassen sich den Spaß nicht verderben und stehen um 9:30 Uhr am Start beim RSC Silschede. Die Streckenführung ist identisch wie 2012, heißt anfangs flach an der Ruhr entlang, danach wellig und auf den letzten 40km wird der Hammer rausgeholt; ein Anstieg nach dem anderen.

Bernie entscheidet sich klugerweise direkt für die 71er Schleife und verlässt uns nach der Schleife um die Stadt Wetter, während der Doc und ich auf die 100er Runde abbiegen. Es folgen die ersten Anstiege nach Herdecke und Hohensyburg mit seinem Casino. An K1 werden Gallonen von Wasser ausgeschüttet, der Bedarf ist riesig, alle suchen den Schatten auf.

Die NRW Radtour rollt an!
Kurz hinter K1, an der Kreuzung Ruhrtalstr./Hagener Str. kommt uns eine Polizei-Eskorte entgegen. Wir frotzeln noch, "kommt die Kanzlerin?" als wir die Meute dahinter sehen. Tausende von Radlern im abgesperrten Konvoi, wie wir später feststellen unterwegs auf NRW Radtour, gesponsert durch den WDR und Westlotto. Anfangs winken wir und grüßen freundlich zurück, doch die Wartezeit in der sengenden Sonne will nicht enden. Nach gefühlten 15 Minuten können wir endlich weiterfahren, jetzt im großen RTF-Pulk, der sich durch die Wartezeit gebildet hatte.

In Ergste ist der Wendepunkt und wir passieren die Ruhr über eine Holzbrücke, es folgt ein unasphaltiertes Waldstück, als das Drama seinen Lauf nimmt; Wartezeit II. Akt. Schon wieder kommt uns die NRW Radtour entgegen, diesmal auf dem schmalen Waldweg in 2er Reihe. Uns bleibt nur erneut alles stoisch hinzunehmen. Der Doc holt sein Smartphone aus der Tasche und spielt Schach, während ich mich mit einem netten Mädel auf einem neuen Canyon-Bike unterhalte. Diesmal dauert alles noch länger, mindestens 20 Minuten, bis wir endlich weiterfahren dürfen. Natürlich sind jetzt alle genervt und wollen schnellstens km machen, doch die große Mittagshitze macht es nun umso schwerer.

Der Doc macht vorne richtig Tempo und ich merke weiter hinten wie meine Kräfte schwinden. War es die Wartezeit? Zu wenig gegessen? Jedenfalls geht von einem auf den anderen Moment nichts mehr. Das kleine Kettenblatt ist mein Freund und mir graut schon vor den Anstiegen hinter K2. Bis dahin ist es aber noch ein Stück und als ich einem RTFler mit Platten meinen einzigen Ersatzschlauch vermache, verschaffe ich mir das perfekte Alibi für eine Abkürzung.

An K2 treffe ich den Doc, kippe mir eine Flasche Wasser über den Kopf und verkünde meine Entscheidung abzubrechen. Bis hier hat der Doc einen guten 30er Schnitt hingelegt, doch das letzte Teilstück muss er nun bei 35 Grad absolvieren. Ich fahre noch ein Stück mit und biege dann auf die 42er Runde ab, um schnell zum Ziel zu gelangen. Ein paar Höhenmeter folgen noch, an der "Hoppe" geht es mit über 70km/h durch die Senke und dahinter den langen Schlußanstieg bis Silschede. Insgesamt 80km statt 100, aber es war definitiv richtig. Im Ziel wartet bereits Bernie und wir setzen uns mit Getränk und Bratwurst in den Schatten.

Wir beobachten die anderen Radler die ins Ziel kommen, alle sind gezeichnet von der Anstrengung. Es beginnt das Warten auf den Doc. Hat er sich mit der Tour in der Hitze doch zu viel zugemutet? Bernie fragt schon die ersten, ob sie einen Radler im orangen Luxcom-Dress gesehen haben, als kurz danach erschöpft der Doc ankommt. Zu nicht mehr viel fähig, außer dringend Flüssigkeit nachschüttend. An K3 musste er sich auch ne Gießkanne mit Wasser über den Kopf schütten. Der Schnitt sank ins Bodenlose, von 30km/h nach 65km auf 26,2km/h nach 104km, bei 1500 Höhenmetern.

Garmin Connect: RTF Silschede

Fazit: Bei den Temperaturen eine grenzwertige Tour. Der Lange hatte deshalb lieber verzichtet. Gott sei Dank ist keiner kollabiert. Hier der Bericht in der WAZ: Trotz unglaublicher Hitze 478 Starter in Silschede

Kommentare

Bussi hat gesagt…
Fetten Respekt. Bei dem Wetter so eine Tortour ;-)
Pit hat gesagt…
Joo, aber solche Extreme muss man nicht ständig haben. Vielleicht sehen wir uns ja mal in der Elfringhauser Schweiz - Du per pedes und ich auf dem Rad:-)

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